Was können Babies ?

Kürzlich hat mich eine Bekannte darauf angesprochen, was ich denn mit so kleinen Babys mit ca. 5 Monaten im SpielRaum überhaupt mache. „Die können ja noch gar nichts, noch nicht einmal sitzen.“
Dazu ist es sicherlich wichtig, Emmi Piklers Blick auf das Kind darzulegen. Piklers Blick war grundsätzlich ein positiver. Es steht nicht die Frage im Raum, was das Kind noch nicht kann, sondern es gilt das Baby bzw. das Kind mit umgekehrtem Blickwinkel zu betrachten. Was kann das Kind bereits?
Und dann tut sich gleich noch ein weiterer Blickwinkel auf. Piklers Ansichten nach ist ein Baby kein hilfloses Wesen, sondern ein in vielen Bereichen kompetentes Menschenkind, das natürlich in vielen essentiellen Bereichen von uns Erwachsenen abhängig ist – aber eben nicht in allen.

So ist ihrer Überzeugung nach ein gesundes Baby in der Lage, in seinem ihm eigenen Zeitmaß die notwendigen Stufen in der Bewegungsentwicklung zu bewältigen, ohne unser Zutun und ohne unsere gutgemeinte helfende Unterstützung. Selbstverständlich benötigt es bei seinem unermüdlichen Ausprobieren immer wieder unseren Zuspruch, unsere unterstützende verbale Anerkennung für seine manchmal durchaus anstrengenden Aktivitäten.

Warum ist dieses selbständige Erarbeiten so wichtig?
Piklers Beobachtungen und Erkenntnissen zufolge hat die Möglichkeit zur freien Aktivität einen wesentlichen Einfluss auf die Motorik und das Körpergefühl des Kindes. Außerdem ist das eigenständige, selbstgesteuerte und ungestörte Entdecken und Durchlaufen der eigenen Entwicklungsschritte für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung prägend.
Dies bestätigen zudem auch neuere Erkenntnisse der Gehirnforschung, Psychologie und Medizin.

Wenn wir nun ein wenige Monate altes Baby genauer betrachten, wenn es auf einer Decke liegt, dann gibt es bereits in der großmotorischen Entwicklung einiges zu beobachten.
Es kann ungehindert strampeln, die Beine und Füße gut in alle Richtungen bewegen, es kann die Arme heben und durch die Luft bewegen.
Es kann seinen Kopf ungehindert in beide Richtungen bewegen und so im Raum umherschauen – eine der wichtigsten kognitiven Tätigkeiten in den ersten Wochen und Monaten für das Baby.
Das Baby kann die Hände zum Mund führen, vor den Augen bewegen und in weiterer Folge auch vor dem Körper zusammenführen Auch dies passiert anfangs zufällig, aber später dann willentlich.
Es kann in Blickkontakt mit uns Erwachsenen kommen, und mit einem Lächeln oder auch Weinen oder lautierend mit uns kommunizieren.
Manche Babys beginnen auch bereits, sich in die eine oder andere Richtung in die Seitenlage und wieder zurückzudrehen. Vieles geschieht noch unbeabsichtigt und zufällig, aber zusehends werden die Bewegungen kontrollierter, willentlicher und koordinierter.
Bei diesen Drehungen und Streckungen auf die Seite kann es immer häufiger und immer bewusster auch seitlich angeordnete (Spiel)Gegenstände fassen, festhalten und – zu einem späteren Zeitpunkt – von einer Hand in die andere geben. Auch hier kann man noch viel mehr entdecken, etwa wann es dem Baby, das zunächst nur beide Hände gleichzeitig öffnen und schließen kann, gelingt, eine Hand zu öffnen und die andere gleichzeitig zu schließen, eine wesentliche Voraussetzung für die Weitergabe von Gegenständen von einer Hand in die andere.

Natürlich muss ich mir die Frage gefallen lassen, ob das die Kinder nicht auch zu Hause lernen können und „Natürlich!“ lautet die Antwort darauf.
Dennoch merke ich ein steigendes Interesse am SpielRaum mit bereits so jungen Kindern.
Vielleicht ist es die angenehme, entspannte Atmosphäre in der entwicklungsgerecht vorbereiteten Umgebung, das sich Zurücklehnen dürfen der Mütter, das möglichst erwartungsfreie Zusammenkommen von Elternteilen und Babys, das gemeinsame Entdecken von kleinen Entwicklungsschritten bei den Säuglingen, die bei den wöchentlichen Treffen bewusster wahrgenommen werden, das Kennenlernen von gleichgesinnten Eltern
Erzählt Ihr mir, was es noch sein könnte….

Ich freue mich, wenn es hoffentlich bald wieder los geht im Baby-SpielRaum und auch in den anderen Pikler-SpielRaum-Gruppen.