Warum junge Kinder kein Sauberkeits-(Toiletten)training brauchen und was wir stattdessen tun können
Kinder brauchen keine Erwachsenen, die sie darin trainieren, die Toilette zu benutzen. Was sie brauchen sind zugewandte, wache Eltern oder Bezugspersonen, die den Prozess des „Sauberwerdens“ unterstützen und erleichtern, ein Prozess, der bei jedem Kind individuell ist.Es gibt drei Faktoren die notwendig sind für den Prozess des Sauberwerdens
• Physische Voraussetzung: Das Kind verfügt über die körperliche und muskuläre Fähigkeit der Blasen- und Stuhlkontrolle.
• Kognitive Voraussetzung: Das Kind versteht den Harn- und Stuhldrang, kann das Gefühl mit der Aktion in Verbindung bringen. Dabei macht uns das Kind häufig deutlich. „Ich mache jetzt“. Es muss jedoch nicht bedeuten: „Ich will aufs Töpfchen.“
• Emotionale Voraussetzung: Das Kind ist bereit, dem Drang nach sofortiger Befriedigung seines Bedürfnisses nicht nachzugeben, sondern die unangenehme innere Spannung eine Weile zu ertragen – mit dem Ziel, dem Erwachsenen ähnlich zu werden. Es ist bereit, sein Spiel oder anderes zu unterbrechen, einen anderen Ort aufzusuchen und dort sein Geschäft zu verrichten.
Der emotionale Faktor kommt in der Regel als letzter, ist der fragilste und gleichzeitig stärkste.
Der Erwerb der Blasen-Darm-Kontrolle ist nicht einfach das Annehmen einer neuen Gewohnheit oder die Aneignung einer neuen Fertigkeit, sondern ein wichtiger Schritt in der geistigen und sozialen Entwicklung des Kleinkindes selbst.
Kinder verdienen es, sich diese Fertigkeit selbst und eigenständig anzueignen. Es gibt keine Bestätigung für Kleinkinder, die das Selbstgefühl mehr stärkt, als „Ich kann es selbst“.
So wie wir darauf vertrauen dürfen, dass unsere Kinder, wenn Sie soweit sind, aufstehen und laufen, so dürfen wir auch darauf vertrauen, dass sie wie wir die Toilette benutzen, wenn sie die notwendige Reife dazu erlangt haben.
Sauberkeitserziehung klappt einfach und natürlich wenn wir:
• Kinder einladen, aktiv am Baden, Windelwechseln und anderen Pflegetätigkeiten teilzunehmen, ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt. Wir können ihre aktive Teilnahme forcieren, indem wir jeden unserer Handgriffe respektvoll kommunizieren. „Ich hebe nun deinen Po hoch, damit ich dich saubermachen kann. Hilfst du mir dabei?“
• keine negativen Bemerkungen über Körperteile oder Ausscheidungen abgeben (Pfui, das stinkt, igitt…)
• geeignete Kleidung zur Verfügung stellen (Hosen mit Gummizug, die sich zum selbständigen An- und Ausziehen gut eignen
• Toilettennutzung vormachen (und bei Interesse des Kindes die Begleitung auch ermöglichen,
Kinder wollen natürlicherweise das was Eltern oder ältere Geschwister tun..)
• niemals zwingen und auch nicht zu überreden versuchen, den Topf zu benutzen.
• ein Töpfchen und/oder einen Toilettensitz zur Verfügung stellen. Am besten beides, denn Kinder wählen gerne zwischen zwei Möglichkeiten aus, das gibt ihnen das Gefühl von mehr Kompetenz.
• beobachten; Wenn das Kind sein Bedürfnis signalisiert (Windeln berührt, Schenkel zusammenpresst..) können wir fragen, ob es das Töpfchen oder die Toilette benutzen mag. Wenn ein „Nein“ kommt akzeptieren wir das ohne weiteren Kommentar.
• vertrauen; Die Toilette zu benutzen, ist ein Prozess der Zeit braucht. Eher als zu drängen und mit Belohnungen zu manipulieren versuchen, was das Kind ohnehin von sich aus lernt, dürfen wir darauf vertrauen, das es den selbständigen Toilettgang lernen wird, wenn es dazu bereit ist.